echo of the waves



gespräch mit der filmemacherin und mediations-lehrerin alexandra liakou

alexandra liakou liebt das wasser und macht filme über dinge, die sie bewegen: surfen, meditation und nachhaltigkeit. die 28-jährige griechin ist am strand von chalkidiki aufgewachsen und hat in london und frankfurt kultur anthropologie, medien- und filmwissenschaften studiert. für ihr neues projekt „echo of the waves“, ein dokumentarfilm über das surfen, bereist sie vier kontinente und trifft menschen, die durch das surfen einen anderen blick auf ihre umwelt bekommen haben.

alexandra, wie bist du über dein filmstudium zum surfen gekommen?

vor ein paar jahren habe ich einen filmkurs surfen besucht und war sofort fasziniert. das surfen bietet dem dokumentarfilmer viele möglichkeiten durch die imposanten bilder der natur, der bewegung und der beherrschung der welle. damals konnte ich selbst kaum surfen, aber meine theorie ist: es ist egal, ob ich etwas wirklich physisch und persönlich erlebt habe oder ob ich es auf celluloid als film gesehen habe – die erfahrung wird sich in meine eigene festplatte einbrennen. und wenn ich die geschichte über einen film erlebe und dort andere menschen beobachten, dann kann ich zusätzlich die ebene der anderen auch noch erspüren und erfahren.

in deinem film begleitest du menschen, die über ihr verhältnis zum element wasser sprechen. worum geht es dir dabei genau?

es geht mir um die einstellung dieser menschen: allen gemeinsam ist, dass sie ihre einstellung zu sich, zu anderen und zur natur durch die berührung mit dem meer verändert haben. in griechenland habe ich angefangen zu drehen und nun möchte ich in anderen gegenden der welt weiter machen: ich treffe freunde, freunde von freunden und leute aus der surfcommunity, die sich nicht länger an gesellschaftlich akzeptierten normen orientieren wollen. alle haben festgestellt, wie weit entfernt ihre tägliche routine von dem ist, was sie wirklich mit ihrer zeit anfangen wollen. erst die verbundenheit mit der natur und dem wasser hat ihnen geholfen, sich aus dieser situation zu befreien. was ich damit sagen will: wasser ist magisch. es bedeutet freiheit und flow. und deshalb müssen wir das wasser achten.

 

du schaust also bei deinem film auch auf die einstellung der surfer zur natur und zur umwelt.

ja, denn das verhältnis der surfer verändert sich je mehr zeit sie am strand und im wasser verbringen. nach einer zeit wird klar, wie wichtig das element wasser für uns alle ist. wir bestehen zu 75% aus wasser – es ist ein ur-element, das wir von geburt an kennen und mehr respektieren müssen. in meiner heimat griechenland gehen viele ganz anders mit dem thema um. müll wird einfach aus dem auto oder dem schiff geworfen. mein blick darauf ist ein anderer und mir liegt daran, die wandelung dieser einstellung zu dokumentieren und damit etwas zu verändern.

wo müssen wir anfangen, wenn wir unsere einstellung zur natur verändern wollen?

bei uns selbst. denn neben der erfahrung von natur – einem tag am strand oder einer wanderung durch die berge –  ist der blick nach innen die voraussetzung, um für uns selbst, für andere und für unsere umgebung gut sorgen zu können. wenn ich mich mit meinen eigenen blockaden und ängsten auseinandersetze, meine stärken und schwächen kenne und mit mir im reinen bin, dann fällt mir achtsamkeit gegenüber anderen leichter. mir ist dann nicht egal, dass bei der herstellung meiner kosmetika tiere leiden mussten oder unter welchen bedingungen meine kleidung produziert wurde. ich achte dann darauf, was ich esse und woher meine nahrung kommt. meine umgebung ist mein zuhause. und für mein heim und mein tun trage ich die verantwortung. die art, wie wir mit der natur umgehen reflektiert auch, wie wir mit uns selbst umgehen.

was hast du gelernt, seitdem du selbst auf dem brett stehst?

im wasser bin ich im hier und jetzt. es gibt keine deadline, keine reizüberflutung. die welle ist der fokus. eine welle kommt auf mich zu und ich kann sie nicht auf nachher verschieben. es geht darum, sich mit ihr zu versöhnen und mit ihr zu fließen. das ist die ehrliche urform. das kommen und gehen der wellen ist meditation. das meer ist therapeut und lehrer für mich.

danke, alexandra.